Zeitzeugen-Bericht zum Jubiläum

30 Jahre Bürger für Mühlheim – das ist sicher ein Grund zum Feiern. Die SPD Mühlheim gratuliert zu diesem Jubiläum.

Zeitzeugen-Bericht von Ingeborg Fischer zum Zeitungsartikel in der Offenbach Post:

Als Zeitzeugin muss ich einiges zurechtrücken.
„AUS PROTEST GEGRÜNDET“ die Überschrift des Presseartikels stimmt zwar, doch die Begründung kann ich  mir nur mit großen Erinnerungslücken von Seiten Dr. Jürgen Ries und Helmut Weigert erklären.

Der Protest gegen die SPD kam von Weigert, der damals Vorstandsmitglied der SPD Mühlheim war und auf einem Europäischen Städte-und Gemeindetag den Kommunalpolitiker Werner Hoch aus Dietzenbach kennen gelernt hat. Ihm versprach Weigert, dass er ihn „zum Bürgermeister in Mühlheim machen würde.“ Die Amtszeit des langjährigen Bürgermeister Grasmück lief aus, und die SPD suchte nach einem Nachfolger. (Damals gab es noch keine Direktwahl, sondern die Stadtverordneten wählten den Bgm.) Die Findungskommission der SPD hatte seinerzeit schon mit Karl-Christian Schelzke Kontakt aufgenommen, und die führenden Persönlichkeiten wie Grasmück, Latzke, Lehr waren überzeugt, dass eine große Mehrheit in einer Mitgliederversammlung Schelzke nominieren würde.

Helmut Weigert versuchte mit allen fairen und dann auch unfairen Mitteln, bei den Mitgliedern für Hoch zu werben. Er scharte alte Weggenossen von mir um sich und begann einen Streit mit dem Vorstand.  In einem persönlichen Gespräch mit Werner Hoch habe ich  damals versucht ihm klarzumachen, dass er keine Chance hat. Er kandidierte aber doch, weil er falsch beraten war, und in einer denkwürdigen Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Mühlheim wurde Schelzke mit überwältigender Mehrheit gewählt und dann Bürgermeister von Mühlheim.

Werner Hoch kandidierte übrigens  später in Dietzenbach für die SPD zum Bürgermeister und verlor überraschend dort die Wahl! (Direktwahl)

Von diesem Zeitpunkt an begann Helmut Weigert mit dem damals 20-jährigen Dr. Jürgen Ries (den ich übrigens, als er 16 Jahre alt war,  für die SPD geworben habe) und einigen mit mir bis dahin eng befreundeten Genossen, in Fraktion und Vorstand ständig Unruhe und Streit zu stiften. Das führte dazu, dass er und andere bei der Aufstellung der Liste zur Kommunalwahl nicht mehr berücksichtigt wurden.

Kurz vor der anstehenden Kommunalwahl gründete Weigert dann die „Bürger für Mühlheim“ gemeinsam auch mit Ottokar Frey und Heinz Hölzel, die beide der CDU-Fraktion angehörten. Inwieweit sie mit der CDU damals Probleme hatten und was sie bewog, auszutreten, ist mir nicht bekannt. Es war offensichtlich  eine Gruppe Unzufriedener, die sich mit ihren Vorstellungen nicht immer durchsetzen konnten. Aber es gehört zur Demokratie, für seine Ziele zu werben und zu akzeptieren, wenn man keine Mehrheit findet. So habe i c h in der langen Zeit meiner kommunalpolitischen Arbeit in Mühlheim und Kreistag immer gehandelt.

Ständige Streitereien zwischen den Fraktionen gab es damals in Mühlheim  wirklich nicht. Man setzte sich politisch hart auseinander, aber schätzte sich gegenseitig.

Da die BüfüMü auf ihrer Liste durchaus bekannte Persönlichkeiten hatten, erhielten sie bei der anstehenden Kommunalwahl erstaunlich viele Stimmen, wir verloren unsere absolute Mehrheit und koalierten mit den Grünen.

Soweit das Zurechtrücken der Aussagen von H.Weigert, was mir wichtig ist.

Zum Wohle  Mühlheims haben die BüfüMüs allerdings keinesfalls immer gewirkt. Ich erinnere an die Zeit, als sie mit der CDU koalierten, Heinz Hölzel Erster Stadtrat und Kämmerer war und der Bürgermeister Bernd Müller  der CDU angehörte. Damals war hinter verschlossenen Türen schon ausgemacht, das Lämmerspieler Schwimmbad zu schließen (durch gute Kontakte habe ich das erfahren), die Stadtwerke und unser Bürgerhaus sollten verkauft werden, die Laternen zwischen Mühlheim und Lämmerspiel (Radweg zu den Schulen FEG/FES ‚S-Bahnhaltestelle, Schanz) waren ausgeschaltet, um nur einiges zu nennen, was wir engagiert – auch durch einen Bürgerentscheid – verhindern oder rückgängig machen konnten.

In diesem Sinne: Ich bin Bürgerin  i n  Mühlheim – und deshalb auch eine Bürgerin

f ü r  Mühlheim, Stadträtin (SPD) und stellvertretende Kreistagsvorsitzende und will für Mühlheim gute Politik machen. Ich möchte mit diesen Aussagen nicht neuen Hick-Hack erzeugen, sondern einfach als Zeitzeugin aussagen, wie es in Wirklichkeit war.

Erinnerung lebt vom Erinnern und  n i c h t  vom Vergessen.